Mit 80 Jahren hat John Irving einen neuen Roman veröffentlicht, und mit seinen 1.088 Seiten ist „Der letzte Sessellift“ wahrlich ein umfangreicher Wälzer. Ich persönlich schätze dicke Bücher, aber nur, wenn sie diese Seitenzahl rechtfertigen. Leider konnte mich Irving mit diesem Werk nicht mehr so begeistern wie früher.
Frühere Romane wie „Garp und wie er die Welt sah“, „Gottes Werk und Teufels Beitrag“, „Owen Meany“ und vor allem „Das Hotel New Hampshire“ haben mich in ihren Bann gezogen und gehören immer noch zu meinen Lieblingsbüchern. Doch mit “Witwe für ein Jahr” und “Die vierte Hand” hatte Irving mich als Leser bereits verloren. Der Grund? Es schien, als hätte er keine neuen Geschichten mehr zu erzählen. Seine wiederkehrenden Motive, wie Bären, Hotels, kleinwüchsige Menschen, Schriftsteller und skurrile Todesfälle, begannen sich zu wiederholen und wirkten zunehmend uninspiriert.
Faszinierende Idee
Die Idee des Buches ist jedoch faszinierend: Adam Brewster wächst in einer Umgebung auf, in der er der einzige Heterosexuelle ist, und seine Familie besteht aus verschiedenen LGBTQ+-Mitgliedern. Diese Situation ist für ihn normal, aber dennoch wirkt er oft emotionslos und distanziert, was es schwer macht, eine Verbindung zu ihm aufzubauen.
Insgesamt ist „Der letzte Sessellift“ jedoch zu lang geraten und kann nicht mit Irvings früheren Meisterwerken mithalten. Für Fans des Autors mag es dennoch einen gewissen Reiz haben, aber für Neulinge könnte es schwierig sein, sich durch diesen umfangreichen Roman zu kämpfen.
Diogenes, Zürich 2023
1.088 Seiten, 36 Euro
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