Sehr viele Kommafehler beruhen auf „gefühlten“ Kommas – ähnlich wie bei Sätzen mit „nachdem“. Welcher Normalbürger beherrscht schon alle Kommaregeln? Sehr, sehr wenige. Und sehr viele setzten daher ihre Kommas mit der Salzstreuer-Methode oder „nach Gefühl“. Manchmal liegen sie durch Zufall richtig, aber sehr oft muss ich frei nach Loriot sagen: „Mit deinem Gefühl stimmt was nicht“ und das Komma streichen. Sehr viele „gefühlte“ Kommas kann ich mir nicht erklären, doch es gibt einen klassischen Fall, der immer wieder auftaucht: das „Vorfeldkomma“.

Bei diesem Satz:

Nach einem sehr langen und ausgiebigen Regen schien wieder die Sonne.

juckt es zu viele im Tastatur-Finger, nach „Regen“ ein Komma zu setzen. Die Präposition „nach“ ist hier der Trigger, der viele Schreiber dazu verleitet, einen Nebensatz zu vermuten. Nebensätze müssen aber ein Prädikat (Verb) enthalten, doch das einzige Prädikat im Satz ist „schien“. Es gibt also im ganzen Satz kein einziges Komma.

Wenn der Satz hieße:

Nachdem es sehr lange und ausgiebig geregnet hatte, schien wieder die Sonne.

dann haben wir einen Nebensatz (Prädikat „geregnet hatte“), der vom Hauptsatz („schien wieder die Sonne“) durch ein Komma getrennt werden muss.

Das Vorfeldkomma

Warum nun Vorfeldkomma? Der Abschnitt des Satzes, der vor dem Verb steht, nennt sich Vorfeld. Also in dem Beispiel oben: „Nach einem sehr langen und ausgiebigen Regen“. Wenn nun das Vorfeld besonders lang ist und mit einer Präposition eingeleitet wird, steigt proportional bei Schreibern ohne Kommaregel-Kenntnisse die Versuchung, ein Komma zu setzen.

Bei dem Satz:

Es hatte geregnet.

ist das Vorfeld lediglich das Wort „es“. Hier kommt (fast) niemand auf die Idee, ein Komma zu setzen.

Bei dem Satz:

Trotz der sehr ausführlichen und konstruktiven gegenseitigen achtstündigen Beratungen fiel keine Entscheidung.

ist das Vorfeld wesentlich länger (von „trotz“ bis „Beratungen“) und es wird mit der Präposition „trotz“ eingeleitet. Hier ist die Versuchung groß, ein falsches Komma vor dem Prädikat „fiel“ einzufügen.

Fazit

Merke: Wenn es keine Kommaregel gibt, die ein Komma vorschreibt, wird auch keines gesetzt. Prüfe immer, ob es einen vollständigen Nebensatz gibt, eine Aufzählung, einen Nachtrag oder einen Einschub. Wenn du nichts davon findest, dann musst du sehr wahrscheinlich auch kein Komma setzen.

Weitere Beiträge

Abonniere meinen Newsletter

... und verpasse keine Neuigkeiten!

Du hast dich erfolgreich eingetragen!

Pin It on Pinterest

Share This