Komma vor nachdem und bevor

14.11.22 | Kommasetzung

Bei den Wörtern „nachdem“ und „bevor“ werden Schreiberin und Schreiber aufmerksam! Hier gehört doch ein Komma hin! „Nachdem“ und „bevor“ leiten schließlich temporale Nebensätze ein. Ist das aber immer so? Schauen wir uns folgenden Satz an:

Ich fahre einige Stunden, nachdem ich ausgeschlafen habe, los. Achtung, falsch!

Moooment! Hier stimmt doch etwas nicht. Wie würde hier der Hauptsatz lauten?

Ich fahre einige Stunden los.

Das ergibt keinen Sinn, kann so also nicht sein. Der Hauptsatz lautet richtig:

Ich fahre los.

Also muss nach „fahre“ das Komma stehen und der Nebensatz eingefügt werden:

Ich fahre, einige Stunden nachdem ich ausgeschlafen habe, los.

Warum kein zusätzliches Komma vor „nachdem“ steht? „Einige Stunden nachdem“ ist in diesem Fall eine Einheit, vor der das Komma steht. „Nachdem“ steht am Ende der Einheit und wird daher nicht zusätzlich mit einem Komma abgetrennt.

Weitere Beispiele

Ein Jahr, nachdem sie geheiratet hatten, lebten sie glücklich.

Ein Jahr nachdem sie geheiratet hatten, reichte sie die Scheidung ein.

In beiden Sätzen sind die Kommata korrekt gesetzt. Im ersten Beispiel lautet der Hauptsatz: „Ein Jahr lebten sie glücklich.“ Im zweiten: „Sie reichte die Scheidung ein.“ Der Unterschied ist folgender: Im ersten Satz enthält der Hauptsatz die Zeitspanne („ein Jahr“), die zu dem Zeitpunkt beginnt, der im Nebensatz gemeint ist („nachdem sie geheiratet hatten“).

Im zweiten Beispiel steht hingegen im Nebensatz die Zeitspanne („ein Jahr“), die den im Hauptsatz gemeinten Zeitpunkt bestimmt („Sie reichte die Scheidung ein“).

Komma vor bevor

Ähnlich sieht es bei „bevor“ aus:

Petra setzt sich vor den Fernseher, Stunden bevor die Sendung beginnen wird.

Auch hier bilden „Stunden“ und „bevor“ eine Einheit. Der Hauptsatz heißt:

Petra setzt sich vor den Fernseher.

Und nicht:

Petra setzt sich vor den Fernseher Stunden.

Der Autor

Ulf Schumann

ist seit 2014 selbstständiger Lektor mit Sitz in Berlin. Er arbeitet für renommierte Agenturen, Verlage und Privatpersonen – mit einem klaren Ziel: Texte besser machen. Ob Manuskript, Magazin oder Website – er gibt Sprache den letzten Feinschliff, bis Stil, Ton und Rhythmus stimmen.

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