Was ein gutes Übersetzungslektorat leistet

07.07.25 | Allgemein

„Der Text ist doch schon übersetzt – warum dann noch ein Lektorat?“, könnte man fragen. Meine Antwort: Eine Übersetzung ist nicht das Ziel, sondern der Ausgangspunkt. Denn auch wenn ein Text sprachlich korrekt übertragen wurde, ist er deshalb noch lange nicht gut lesbar – geschweige denn idiomatisch, stilsicher oder zielgruppengerecht. Was fehlt, ist ein Übersetzungslektorat.
Kürzlich habe ich ein umfangreiches Backbuch lektoriert, das aus dem Englischen ins Deutsche übersetzt worden war. Die Übersetzung war solide: korrekt, verständlich, weitgehend fehlerfrei. Doch beim Lesen fiel auf, dass die Sprache oft sperrig und unelegant wirkte – und manchmal schlicht unidiomatisch war.
Ein Beispiel: Die Formulierung rule of thumb war mit „Daumenregel“ übersetzt worden – eine wörtliche Entsprechung, die allerdings im Deutschen ungebräuchlich ist. Ich habe daraus „Faustregel“ gemacht. Das klingt vertraut, natürlich – und vor allem: so, als wäre der Text von Anfang an auf Deutsch geschrieben worden.

Ein Übersetzungslektorat ist mehr als ein sprachliches Feintuning

Ein Übersetzungslektorat ist mehr als ein sprachliches Feintuning. Es ist ein struktureller, kontextueller und kultureller Abgleich. Dabei geht es u. a. um folgende Fragen:

  • Klingt der Text flüssig – oder nach Übersetzung?

  • Stimmen Terminologie, Tonalität und Register?

  • Sind Maßeinheiten und sprachliche Bilder an den Zielkontext angepasst?

  • Wurden Redewendungen und kulturelle Anspielungen sinnvoll übertragen?

  • Wurde vielleicht etwas ausgelassen – oder doppelt gemoppelt?

Hinzu kommt eine neue Herausforderung: Immer mehr Übersetzungen stammen aus KI-Systemen wie DeepL oder ChatGPT. Diese liefern oft erstaunlich brauchbare Rohfassungen – aber auch viele Unstimmigkeiten im Detail. Was fehlt, ist das Sprachgefühl: Die Texte wirken glattgebügelt, vorhersehbar, manchmal unangemessen nüchtern – oder unfreiwillig komisch.

Deshalb: Auch wenn der Text bereits übersetzt wurde – ohne professionelles Lektorat bleibt oft ein Rest von Fremdheit.

Ich lektoriere ausschließlich englisch-deutsche Übersetzungen, weil ich beide Sprachräume wirklich verstehe. Und weil ich weiß, wie entscheidend der letzte Schliff ist.

Mein Ziel: Ein Text, der nicht wie eine Übersetzung klingt – sondern wie ein originär deutschsprachiger Text.

Der Autor

Ulf Schumann

ist seit 2014 selbstständiger Lektor mit Sitz in Berlin. Er arbeitet für renommierte Agenturen, Verlage und Privatpersonen – mit einem klaren Ziel: Texte besser machen. Ob Manuskript, Magazin oder Website – er gibt Sprache den letzten Feinschliff, bis Stil, Ton und Rhythmus stimmen.

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