Liebe Lesys, habt ihr schon vom Entgendern gehört?
Liebe was? Ent… wie? Ja, genau: liebe Lesys, Entgendern. Eine mögliche Alternative zu den verschiedenen Genderformen, die wir kennen. Das Prinzip gibt es bereits seit 1992, lange bevor Gendersternchen, -doppelpunkte und Binnen-Is diskutiert wurden. Wer hat`s erfunden? Der österreichische Schauspieler, Schriftsteller, Aktionskünstler und Talkshowmoderator Hermes Phettberg, der kurz vor Weihnachten 2024 im Alter von 72 Jahren verstorben ist.
Phettberg spielte in seiner legendären Kolumne „Phettbergs Predigtdienst“ in der Zeitschrift „Falter“ mit Sprache und erfand die y-Endung. Jedenfalls wird ihm die Erfindung zugeschrieben. Er nutzte für alle Personenbezeichnungen den neutralen Artikel „das“ und hängte an den Wortstamm ein -y an, im Plural -ys. So wurde aus „der Leser“ und „die Leserin“ einfach „das Lesy“, im Plural „die Lesys“. Kollegys statt Kollegen, Mitarbeitys statt Mitarbeiter, das Schreiby statt der oder die Schreiber*in.

Vorteile des Entgenderns

Das wirkt zunächst ungewohnt, hat aber einige Vorteile:

  • Es sind wirklich alle mitgemeint. Keine Notwendigkeit, zwischen männlich und weiblich zu unterscheiden.
  • Es gibt keine Sprechpausen. Gender-Sternchen und Doppelpunkte erfordern oft eine kurze Unterbrechung beim Sprechen. Die y-Endung liest sich flüssig.
  • Texte werden kürzer. Statt Doppelnennungen oder komplizierte Konstruktionen eine einfache, einheitliche Form.

Natürlich kann man über den Klang streiten. „Lesys“ und „Schreibys“ mögen befremdlich wirken und erinnern an eine erfundene Sprache. Doch genau darin liegt der künstlerische Reiz: Sprache ist nicht in Stein gemeißelt. Sie lebt, sie verändert sich, sie darf verspielt sein.

In sozialen Medien taucht die y-Endung immer mal wieder auf, doch ein breiter Durchbruch blieb bislang aus. Muss er das? Ich plädiere nicht dafür, Phettbergs Vorschlag als neue Sprachnorm zu etablieren. Doch er zeigt, dass es mehr als zwei Möglichkeiten gibt, Sprache geschlechtergerecht zu gestalten. Ein kreativer Ansatz, der zum Nachdenken anregt.

Weitere Beiträge

Lautmalerei

Lautmalerei

Summen, quaken, knistern: Die Lautmalerei ist eine Technik, Klang und Geräusche mit Worten nachzuahmen, und bereichert unsere Kommunikation ungemein.

mehr lesen

Abonniere meinen Newsletter

... und verpasse keine Neuigkeiten!

Du hast dich erfolgreich eingetragen!

Pin It on Pinterest

Teile diesen Beitrag

Teile den Artikel in deinem Netzwerk!