Ein Pleonasmus ist ein Stilmittel, das in der deutschen Sprache häufiger vorkommt, als man vielleicht vermuten würde. Jeder hat sicher schon von den bekanntesten Beispielen gehört: der „weiße Schimmel“, das „kalte Eis“ oder die „runde Kugel“.

Beim Pleonasmus handelt es sich um eine rhetorische Figur, bei der zwei oder mehr Begriffe kombiniert werden, die im Wesentlichen dasselbe ausdrücken. Das Ergebnis ist eine inhaltliche Redundanz, die oft überflüssig erscheint, aber ab und zu durchaus stilistische Zwecke erfüllt. Im Folgenden will ich das Phänomen des Pleonasmus näher beleuchten.

Definition und Beispiele für Pleonasmen

Der Begriff „Pleonasmus“ stammt aus dem Griechischen und bedeutet so viel wie „Überfluss“ oder „Überfülle“. In der Linguistik bezeichnet er die Kombination von Wörtern, bei denen eines der Wörter die Bedeutung des anderen semantisch überflüssig macht. Bei den oben genannten Beispielen „weißer Schimmel“, „runde Kugel“ oder „kaltes Eis“ werden Eigenschaften genannt, die im Hauptwort bereits impliziert sind.

Formen des Pleonasmus

Pleonasmen können in verschiedenen Formen auftreten:

  1. Adjektiv-Nomen-Kombinationen: Hierbei wird einem Nomen ein Adjektiv hinzugefügt, das eine ohnehin vorhandene Eigenschaft beschreibt. Beispiele sind „nasser Regen“ oder „alter Greis“.

  2. Verb-Objekt-Kombinationen: Auch Verben können pleonastisch verwendet werden. Beispiele sind hier „mit eigenen Augen sehen“ oder „in der Luft fliegen“.

  3. Redundante Phrasen: Manche Phrasen bestehen aus mehreren Wörtern, die eine überflüssige Wiederholung darstellen. Schöne Beispiele dafür sind „vorprogrammiert“ oder „endgültig abgeschlossen“.

Ursachen und Funktionen

Die Gründe für die Verwendung von Pleonasmen sind vielfältig. Oftmals werden sie aus Unachtsamkeit oder Gewohnheit verwendet, ohne dass der Autorin oder dem Sprecher die Redundanz bewusst ist. In anderen Fällen dienen sie jedoch bewusst stilistischen Zwecken:

  1. Verstärkung: Pleonasmen können die Aussagekraft eines Satzes verstärken. Ein Ausdruck wie „mit eigenen Augen gesehen“ betont stärker als „gesehen“, dass die handelnde Person die Sache persönlich erlebt hat.
  2. Klarheit und Verständlichkeit: Manchmal werden Pleonasmen eingesetzt, um sicherzustellen, dass die Botschaft klar und unmissverständlich ist. Gerade in der mündlichen Kommunikation kann dies hilfreich sein.
  3. Rhythmus und Ästhetik: In der Literatur und Dichtung können Pleonasmen dazu beitragen, den Rhythmus und die Ästhetik eines Textes zu verbessern. Sie können dazu dienen, eine bestimmte Stimmung zu erzeugen oder den Klang eines Satzes zu verbessern.

Kritische Betrachtung des Pleonasmus

Trotz ihrer stilistischen Funktionen gelten Pleonasmen in der formalen Schriftsprache oft als stilistische Fehler. Vor allem in wissenschaftlichen Texten und in der Fachkommunikation wird auf Präzision und Klarheit Wert gelegt, weshalb pleonastische Ausdrücke hier als unnötig und unprofessionell empfunden werden können.

Vermeidung und bewusster Einsatz

Wenn du in der Schriftsprache Pleonasmen vermeiden möchtest, solltest du dir deiner Wortwahl bewusst sein und redundante Ausdrücke eliminieren. Ein aufmerksames Lektorat hilft dabei, pleonastische Formulierungen zu erkennen und zu korrigieren.

Auf der anderen Seite kann der bewusste Einsatz von Pleonasmen stilistische Vorteile bieten. In der Literatur, in Reden oder in kreativen Texten können sie bewusst eingesetzt werden, um bestimmte Effekte zu erzielen. Hier zeigt sich die Flexibilität und Vielseitigkeit der Sprache, die es erlaubt, Regeln zu brechen, um neue Ausdrucksmöglichkeiten zu schaffen.

Fazit

Pleonasmen sind ein faszinierendes Phänomen der deutschen Sprache. Sie zeigen, wie reich und vielfältig unsere Ausdrucksmöglichkeiten sind, und laden dazu ein, die Sprache bewusster und kreativer zu nutzen. Ob als stilistisches Mittel oder als zu vermeidender Fehler – die Auseinandersetzung mit Pleonasmen erweitert unser Verständnis und unseren Gebrauch der Sprache.

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