Um den Gedankenstrich machen sich nur wenige Gedanken. Viele wissen nicht einmal, wie er aussieht, verwenden sie doch den Bindestrich jedes Mal, wenn sie eben einen Strich benötigen. Typografisch gesehen ist der Gedankenstrich aber länger und dünner als der Bindestrich. Man nennt ihn auch Halbgeviertstrich, das Geviert ist eine Maßeinheit aus der Zeit des Bleisatzes, die Strichlängen und Abstände bestimmt. Dass er so selten korrekt angewendet wird, liegt auch daran, dass er auf der Tastatur nur aufwendig zu finden ist. Einen Überblick über die verschiedenen Tasten-Kombinationen gibt es hier.
Der Gedankenstrich gliedert
Sinn und Zweck der beiden Striche ist grundverschieden: Der Bindestrich verbindet (ja-ha!) und der Gedankenstrich gliedert und trennt. Anstelle der Gedankenstriche können auch Kommas oder Klammern gesetzt werden. Sinnvoll eingesetzt, strukturieren sie lange Sätze und betonen bestimmt Satzteile.
Radfahren ist – bei Regen und bei Sonnenschein – sehr gesund.
Für den besseren Lesefluss könnte man hier den Einschub auch ans Ende stellen, der zweite Gedankenstrich entfällt hier natürlich (während bei Einklammerung eine zweite Klammer gesetzt werden muss):
Radfahren ist sehr gesund – bei Regen und bei Sonnenschein.
Zwingend sind die Leerzeichen vor und nach dem Gedankenstrich. Es sei denn, der Satz benötigt noch ein Satzzeichen wie ein Komma oder einen Doppelpunkt, dieser schließt direkt an den Gedankenstrich an:
Radfahren ist sehr gesund – bei Regen und bei Sonnenschein –, aber auch gefährlich.
Wenn im Einschub noch ein Nebensatz untergebracht wird, dann wird der durch ein Komma eingeleitet, endet aber mit dem Gedankenstrich:
Radfahren ist – auch bei Regen, der dieses Jahr sehr häufig fällt – sehr gesund.
Achtung bei Zeilenumbrüchen!
Typografisch ist übrigens beim Gedankenstrich noch zu beachten, ob er bei einem Zeilenumbruch gesetzt wird. Bei Einschüben muss der erste Strich am Anfang der Zeile stehen und darf nicht am Ende stehen. Der beendende Gedankenstrich wiederum muss am Ende der Zeile stehen:
So nicht: Radfahren ist sehr gesund – bei Regen und bei Sonnenschein –,
aber auch sehr gefährlich.
Aber so: Radfahren ist sehr gesund – bei Regen und bei Sonnenschein –, aber auch sehr gefährlich.
Wenn der Satz nicht weitergeführt wird, ist es genau umgekehrt: Hier muss der Gedankenstrich auf der oberen Zeile stehen.
So nicht: Radfahren ist sehr gesund
– ob bei Regen oder bei Sonnenschein.
Aber so: Radfahren ist sehr gesund –
ob bei Regen oder bei Sonnenschein.
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